Dasarafest und Kooperationen mit UNICEF und WHO
Sairam ihr Lieben,
wir befinden uns mitten im Dasarafest, das zehntägige Fest zu Ehren der Göttin in ihren vielfachen Erscheinungsformen als kraftvolle, das Böse zerstörende Durga, als die lieblichere, Wohltaten schenkende Lakshmi und die Weisheit gewährende Saraswati. Die Verehrung der Göttin hat im kleinen Mandir bereits begonnen und ab 19.10. wird das siebentägige Feueropfer abgehalten, das online übertragen wird. Auch wenn man nicht persönlich beim Yagna sitzen kann werden, wie Sri Sathya Sai selbst sagte, die Schwingungen sich überall hin verbreiten.
Seit 27. September ist die Darshanhalle ausschließlich für Samadhidarshan für die Allgemeinheit geöffnet. Ansonsten sind Darshanhalle und auch Purnachandrahalle weiterhin geschlossen. Die anderen Aschram Einrichtungen stehen weiterhin nur den Aschram Bewohnern und den derzeit tätigen Mitarbeitern zur Verfügung. Aschramresidents, die als der Corona Lockdown begann verreist waren, dürfen seit Mitte September unter Einhaltung von Quarantänevorschriften nach Voranmeldung in den Aschram zurückkehren. An Besucher werden weiterhin keine Zimmer im Aschram vergeben.
Die Eröffnung des Mandirs nach einem halben Jahr für den Samadhidarshan wurde groß gefeiert. Diese Gabe der Inder, bei ihren harten Lebensumständen, durch Corona noch extrem verschärft, aus vielen Gelegenheiten einen Anlass zur Freude und zum Feiern zu machen, ist bewundernswert. Am Abend zuvor wurden die Straßen bis in die Nacht hinein festlich geschmückt und zahlreiche Rangolis vor die Eingangstore des Aschrams gemalt.
Eine große Gruppe von Devotees lief am Morgen der Eröffnung in Prozession vom Gokulam über zentrale Stellen im Dorf zum Darshan, und auch aus der näheren Umgebung und Bangalore reisten Devotees an. Vor den Toren bildeten sich lange Schlangen, alles war sehr gut organisiert.
Mittlerweile hat sich die Darshanroutine eingespielt und man muss kaum mehr für den Darshan anstehen, vor allem wenn man etwas später kommt. Auf dem Boden sind Markierungen angebracht um den nötigen Abstand einzuhalten, die Sevadals und Helfer tragen Masken und Schutzschilde. Während des Anstehens werden in der Darshanhalle auf großen Leinwänden Videos mit Swami abgespielt, die man aber kaum genießen kann, weil man sich ständig von einer Markierung zur nächsten fortbewegen muss.
Als neue Initiative wurde eine Zusammenarbeit von Unicef und der Weltgesundheitsorganisation mit der indischen SSSO bezüglich Corona ins Leben gerufen. Junge Sevadals, zunächst 4000 aus den Staaten Andhra Pradesh, Karnataka und Telangana, die mehrere Sprachen sprechen und sich mit Computertechnik auskennen, werden von Unicef und WHO trainiert, um Informationen über Covid 19 und die nötigen Maßnahmen landesweit zu verbreiten. Das Programm wird ausgeweitet werden.
Wir haben weiterhin immer wieder starke Regenfälle, der Chitravatifluss ist voll Wasser und befand sich schon in der Gefahrenzone, die Brücke war kurz vor der Überflutung.
In die Zeit von Dasara fällt auch der Jahrestag des Verkündens von Sathya Sais Avatarschaft am 20. Oktober.
Ich wünsche euch allen eine gesegnete Dasarazeit, möge der Segen der göttlichen Mutter überall spürbar sein!
Mit lieben Grüßen von hier!
Susan Boenke
Dr. phil. Susan Boenke
Prashanti Nilayam
Die Bedeutung des Dasara- oder Navaratrifestes und des Yagnas
Das Dasara- oder Navaratrifest ist ein zehn Tage bzw. neun Nächte (nava = neun, – ratri = Nacht) währendes Fest zu Ehren der Göttlichen Mutter, Devi, Gott in weiblicher Gestalt. Das Fest findet im September/Oktober eines jeden Jahres statt.
In manchen Landesteilen Indiens, wie in Bengalen, wird die Göttliche Mutter in diesen zehn Tagen in ihrer Erscheinungsform als Durga bzw. Kali verehrt. Durga/Kali repräsentiert den kämpferischen, zerstörerischen, auflösenden und dadurch reinigenden Aspekt der Göttin, und sie wird stets mit Waffen in der Hand dargestellt. Der Mythologie nach kämpfte die Göttin Durga 10 Tage lang gegen die Dämonen, ehe sie am 10. Tag den Sieg über den büffelköpfigen Dämonen Mahishasura errang.
Gemäß einer anderen, weit verbreiteten Dasaratradition, wird während des Dasarafestes die Göttliche Mutter drei Tage lang in ihrer Erscheinungsform als Durga, die nächsten drei Tage als Lakshmi, die Göttin des Wohlstands und der Fülle, und die drei Tage darauf als Saraswati, die Göttin der Weisheit, des Wissens und der Künste, verehrt. Von den drei Grundeigenschaften (guna), steht Durga/Kali für Tamas, den dumpfen, dunklen Aspekt der Trägheit und Unwissenheit. Symbolisch geht es in dieser Zeit darum, unsere negativen, dunklen Eigenschaften des Egos, wie Zorn, Gier, Lust, Eifersucht, Trägheit, Unwissenheit etc. zu überwinden und uns von ihnen zu reinigen. Die nächsten drei Tage sind Lakshmi, der Göttin des Wohlstands und der Fülle gewidmet, die für die Grundeigenschaft Rajas, Aktivität, steht. Nachdem unsere Herzen von negativen Kräften gereinigt sind, ist jetzt Raum für positive Eigenschaften, für spirituelle Fülle in Form von Qualitäten wie Mitgefühl, Toleranz, Liebe, Mildtätigkeit etc. Wenn unser Herz mit diesen Eigenschaften erfüllt ist, wird Saraswati verehrt, die Göttin des Wissens, der Weisheit und der Künste, da wir jetzt bereit sind, spirituelles Wissen in uns aufzunehmen. Saraswati symbolisiert die Grundeigenschaft der Reinheit, Sattva.
Swami sprach zum Abschluss des Dasarafestes 2008 über dieses Fest:
Wir feiern gerade das Dasarafest. Was ist Dasara? Die Feier von Dasara ist dazu gedacht, die Handlungen zu reinigen, die durch die zehn Sinne (dashendriya: die fünf Handlungs- und fünf Wahrnehmungssinne) begangen werden. Jeder Mensch in dieser Welt hat irgendeine Art von Handlung durchzuführen.
Die über diese Handlungen herrschende Gottheit, oder die Antriebskraft dahinter, ist Devi, welche die Personifizierung von Energie (shakti) ist. Sie gewährt den Menschen alle Arten von Energie zur Durchführung der verschiedenen Arten der Handlung (Karma). Als Ergebnis gewährt Lakshmi den Menschen verschiedene Arten des Wohlstands wie Geld, Getreide, Gold, verschiedene Gegenstände und Fahrzeuge, so dass sie in dieser Welt ein glückliches Leben führen können. Der dritte Aspekt des weiblichen göttlichen Prinzips ist Saraswati, die Göttin der Bildung, der Weisheit und des Intellekts.
So wird die Dreieinigkeit von Durga (Göttin der Energie), Lakshmi (Göttin aller Arten des Wohlstands) und Saraswati (Göttin der Bildung und des Intellekts) während dieses Dasarafestes angebetet. Das ist die zugrunde liegende Bedeutung der Verehrung dieser Dreieinigkeit Durga, Lakshmi und Saraswati während dieses Navaratrifestes. Es ist wichtig, dass der Mensch all diese drei Facetten des göttlichen Prinzips anbetet und verehrt…
Während des Navaratrifestes führt jeder die Devipuja durch, die dem Einzelnen Energie verleiht. Die Verehrung Lakshmis bringt alle Arten Wohlstand und die Verehrung Saraswatis schenkt einem Bildung, Weisheit und einen guten Intellekt. Deshalb ist die Verehrung aller drei Aspekte der Göttin während des Navaratrifestes sehr wichtig.
Bei dieser ganzen Verehrung ist Dharma von höchster Bedeutung. Man sollte sich selbst erforschen, welche Folge eine bestimmte Handlung nach sich zieht und dann handeln. Dieses Urteilsvermögen ist der Bereich des Intellekts, der den gesamten menschlichen Körper durchdringt. So wie der elektrische Strom durch das Kabel fließt, ebenso dringt der Intellekt in alle Sinne eines Menschen und beeinflusst sie. Deshalb sollte jeder Mensch seinen Intellekt richtig anwenden und stets nur rechtschaffene Handlungen durchführen.
Während der Verehrung Saraswatis findet vor Vijayadasami, dem Abschlusstag von Dasara, die so genannte Ayudhapuja statt, wörtlich: die Verehrung der Waffen. Gemäß der Mythologie wurden an diesem Tag nach dem Kampf gegen die Dämonen die Waffen niedergelegt und verehrt. Heutzutage werden an diesem Tag die Instrumente und Werkzeuge des täglichen Lebens geweiht und gesegnet. Schüler und Studenten verehren an diesem Tag ihre Bücher und lassen sie segnen, Bauern ihre Pflüge, Besitzer von Fahrzeugen ihre Fahrräder, Rickshaws und Autos, kurz: Jeder verehrt das, was in seinem Leben das Wichtigste vor allem für den Lebensunterhalt ist. Auch Swami segnete an diesem Tag seine Fahrzeuge und stieg früher auch auf den Goldenen Wagen.
Wie Swami betont, geht es in Wirklichkeit darum, die göttlichen Kräfte in uns zu verehren, denn wir alle tragen diese Aspekte der göttlichen Mutter in uns. Unsere eigentlichen Waffen sind Satya, Dharma, Shanti, Prema und Ahimsa: Wahrheit, gottgemäßes Handeln, Frieden, Liebe und Gewaltlosigkeit.
Zugleich repräsentieren die drei Göttinnen Durga, Lakshmi und Saraswati die folgenden Aspekte:
- die drei Pfade der Handlung (Karma/Durga), Hingabe und Verehrung (Bhakti/Lakshmi) und Weisheit;
- Kriyashakti, die Kraft des Handelns (Durga), Icchashakti, die Willenskraft (Lakshmi) und Jnanashakti, die Kraft der Weisheit und Unterscheidung (Saraswati).
- Durga ist Shaktisvarupini, Lakshmi ist Pranasvarupini und Saraswati ist Vakdevata, das heißt Durga ist als dynamische Kraft, Lakshmi als Willenskraft und Saraswati in Gestalt der Sprache im Menschen gegenwärtig.
- Durga steht für die Natur, Lakshmi für die Gedankenkraft und Saraswati für Sprache.
- die Ebenen von Bhu, Bhuvah und Svaha, wie sie im Gayatrimantra genannt sind: Bhu, die Ebene der Materie, entspricht Durga, Bhuva, die Ebene der Lebenskraft und Schwingung, Lakshmi, und Svaha, die Ebene von Prajnana, höchster Weisheit und Strahlung, entspricht Saraswati.
Philosophisch gesehen, repräsentiert die Göttliche Mutter den Shaktiaspekt. Shakti ist die göttliche Energie, die die Manifestationen des Göttlichen in der Schöpfung bewirkt und das Göttliche als Manifestation zum Ausdruck bringt. Ohne diese Energie, Shakti, würde das Göttliche, Brahman, nicht manifestiert und ausgedrückt, und ohne das zugrunde liegende Göttliche (Brahman) könnte Shakti nicht existieren. Zugleich erzeugt diese schöpferische Energie die Täuschung (Maya), die das der Schöpfung zugrunde liegende, unwandelbare, eigenschaftslose, unbewegliche Göttliche verbirgt.
Das ist einer der Gründe, warum Kali oft als auf Shiva tanzend dargestellt wird: Hier steht Shiva für den formlosen, göttlichen Urgrund Brahman, auf dem Shakti, die kosmische Energie, ihren kosmischen Tanz vollführt, und der zugleich die Basis für ihren Tanz bildet.
Der letzte Tag von Dasara ist Vijayadasami, der Tag des Sieges (vijaya). Es ist der letztendliche Sieg im Kampf der Göttin gegen die „Dämonen“, symbolisch der Tag der Überwindung des Egos, des Transzendierens der Dualität und der völligen Vereinigung mit dem Göttlichen.
Das siebentägige Yagna/Feueropfer
Meist wird hier in Prashanti Nilayam während des Dasarafestes ein 7tägiges Feuerritual, Veda Purusha Saptaha Jnana Yajna genannt, abgehalten. Es wird in der Purnacandrahalle durchgeführt und endet an Vijayadasami, dem letzten Tag von Dasara. Die Bühne der Purnacandrahalle wird in einen großen Altar verwandelt, in der Mitte ist der Hauptaltar mit der Feuerstelle, um den die Brahmanenpriester sitzen und Veden rezitieren, während sie das Feuer mit Ghee und Hölzern am Brennen halten. Gleichzeitig führt ein jüngerer Priester die Verehrung des Sonnengottes in Form von Suryanamaskar durch. Andere Priester rezitieren gleichzeitig aus anderen heiligen Schriften wie dem Devibhagavatam, der heiligen Schrift, die der Göttin geweiht ist. Hinten auf der Bühne sitzen einige von Swamis Studenten und rezitieren ebenfalls die Veden. Rechts auf der Bühne (vom Publikum aus gesehen) wird die Göttin symbolisch in Form eines Kruges mit Kokosnuss darauf angebetet. Unter dem Rezitieren von Mantras und den 1008 Namen der Göttlichen Mutter wird sie von einem Priester und seiner Ehefrau mit Kurkuma und Kumkum, dem roten, heiligen Pulver, verehrt. Dieses Ritual beginnt am ersten Tag von Dasara in der Bhajanhalle, und der Krug wird dann zu Beginn des Feueropfers zeremoniell in die Purnacandrahalle getragen. An diesem Platz wird das Yajna täglich mit dem Arati abgeschlossen. Daneben sitzt ein Priester und formt täglich aus einer Art Ton 1000 oder 1008 Lingams als Akt der Anbetung.
Swami sagte über die Bedeutung des Feueropfers:
„Das Herz des Menschen ist der Opferaltar, die schmerzenden Wünsche sind die Feuerzungen, das Schlechte im Menschen ist die Opfergabe, die ins Feuer geworfen wird und der Schatz ungetrübter Glückseligkeit ist der letztliche Gewinn. Das ist die wahre Opfergabe, die ihr täglich in eurem Leben durchführen müsst. All diese Zeremonien sind nur eine symbolische Erinnerung und ein innerer Anstoß dafür, dass ihr in eurem täglichen Leben entsprechend den Anweisungen des Dharmas, der von Gott gesetzten Ordnung, handelt. Der Vedapurusha, der diese äußeren Gaben empfängt, befindet sich in euch. Widmet ihm all eure Gedanken, Worte und Taten. Das ist die wirkliche Opferhandlung.
Das zoroastrische Feuersymbol ist eine Einladung an euch, alle niedrigen Instinkte und Impulse ins Feuer zu werfen. Opfert alle Bitterkeit im heiligen Feuer und geht herrlich, groß und göttlich daraus hervor!“
Dieses Feueropfer hat also eine reinigende Wirkung, und wir sollen symbolisch unsere schlechten Eigenschaften im Feuer opfern. Darüber hinaus dient es, wie Swami betonte, dem Wohlergehen und Wohlstand der ganzen Welt, und, wie Swami in einer Ansprache sagte, auch dem Weltfrieden: „Wenn die vedischen Gesänge die Luft erfüllen, gehen Strahlen göttlicher Gnade auf die Menschheit hinunter.“
„Yajnas mit Opfergeist als Grundlage gewähren die königliche Straße zur Selbstverwirklichung, im Gegensatz zum gefährlichen Pfad der Selbstzerstörung, den die Menschen derzeit gehen. Yajnas sind dazu gedacht, die Kraft des Göttlichen zum Wohlergehen der Menschheit anzurufen…Die kosmische Energie der Mantren wird aus der Yajnastätte vom Feuer hochsteigen, sich in der ganzen Welt verbreiten und die Atmosphäre reinigen.“ (Sathya Sai Speaks, Band 26).
Am letzten Tag findet der Abschluss des Feueropfers, Purnahuti genannt, statt. Swami nahm zu Lebzeiten als Vedapurusha, der Herr der Veden, das Feueropfer an und materialisierte neun Edelsteine, die er ins Feuer gab. Diese neun Edelsteine stehen zum einen für die neun Planeten, deren Einfluss man überwunden hat, aber auch für die neun Wege der Hingabe, und es gibt sicherlich noch mehr Bedeutungen. Früher fuhr Swami danach durch die Menge und besprühte die Devotees als Segenszeichen mittels einer Art Wedels mit geweihtem Wasser. In den letzten Jahren wurde diese Aufgabe den Priestern übergeben.
Nach Swamis Mahasamadhi wird das Fest wie zu seinen Lebzeiten begangen, inlusive Yajna, und Nachmittagsprogramme, wobei am Darshanplatz Videos mit Swamis Dasaraansprachen, Darshan etc. am Darshanplatz eingeblendet werden. In den letzten zwei Jahren fand das Morgenprogramm ausschließlich in der Purnachandrahalle statt und der früher übliche Gramaseva, der Dienst in den Dörfern, wobei Nahrung und Kleidung an die Bewohner der umliegenden Dörfer verteilt wurde, findet seit ein paar Jahren nicht mehr statt. Es gibt jedoch andere Hilfsprojekte für die notleidende Bevölkerung.
In diesem Jahr, das von Corona geprägt ist, finden die meisten Sonderprogramme online statt. Das Yagna wird durchgeführt und ebenfalls online übertragen.
Ich wünsche euch ein gesegnetes Fest und dass die göttlichen Schwingungen alle erreichen!
Susan Boenke, Prashanti Nilayam
Viel Freude beim Fest!