Bericht zur aktuellen Situation im Aschram und in Puttaparthi

Sairam, ihr Lieben,

ich hoffe alle sind gesund und wohlauf.

Der Aschram ist weiterhin für die Außenwelt geschlossen. Seit dem 14. Juli und vorerst bis zum 31. Juli ist auch das Dorf Puttaparthi wieder unter Lockdown und Ausgangssperre, das bedeutet, nur Geschäfte mit den wesentlichen Dingen sind unter strengen Auflagen von 6.30 bis 10.30 morgens geöffnet, es herrscht Maskenpflicht, nach 11 Uhr gilt Ausgangssperre unter Androhung von Geldstrafen bis hin zu 1000 Rupien etc. Im Gegensatz zu früher werden die Straßen allerdings nicht barrikadiert, und Leute mit Ausnahmegenehmigungen können die gewohnten Wege durchs Dorf gehen. Hintergrund dieser Maßnahmen ist ein Anstieg der Coronafälle im Dorf - die tatsächliche Anzahl der Fälle ist den Gerüchten überlassen – und in der Umgebung, und auch in ganz Andhra Pradesh steigen die Fälle stark an.

Im Aschram sind weiterhin nur Aschramresidents und die derzeit notwendigen Mitarbeiter zugelassen, außerdem die geringe Anzahl von Sevadals, die aus der näheren Umgebung aus Orten, die frei vom Virus sind, kommen und die wenigen westlichen Devotees, die seit dem Lockdown im März hier hängen geblieben sind. Die Darshanhalle ist weiterhin geschlossen, Veden und Bhajans werden durch Lautsprecher übertragen, aber es wird geduldet, wenn man in der näheren Umgebung der Bhajanhalle unter Einhaltung des gebührenden Abstands voneinander den Rezitationen und Bhajans zuhört.

Am 5. Juli war Gurupurnima, und entgegen allen Gerüchten blieb auch an diesem Tag die Darshanhalle geschlossen; eine Ausnahme bildeten nur die Sevadals, die gerade ihren Dienst beendeten und am Samadhi vorbeigehen durften. Die Halle war wunderschön geschmückt, und wie Swami es so macht, gab es auch an dem Tag einige Überraschungen und Segenszeichen. Außerdem wurde an dem Tag der Radio Sai Channel Tamil eingeweiht.

Die Darshanhalle war am Guru Purnima Tag wunderbar geschmückt

Das Sri Sathya Sai Media Centre
Der Umbau und Ausbau von Radio Sai ist beendet und das Gebäude wurde unter dem Namen Sri Sathya Sai Media Centre neu eröffnet. Es ist ein hochmodernes Studio für Video- und Audioaufnahmen und Broadcasting inklusive Sonderräumen, die jeweils für verschiedene Instrumente schalldicht ausgestattet wurden. Sri Sai Shravanam aus Chennai, der mit seinem Klangstudio in Chennai u.a. am Soundtrack von „Life of Pi“ beteiligt war und dessen unglaubliche Geschichte mit Swami in der Juli- und Augustausgabe der Sanathana Sarathi beschrieben wird, hat maßgeblich an dem Projekt mitgewirkt. Radio Sai ist auf Youtube jetzt unter Sri Sathya Sai Official zu sehen.

Sri Sathya Sai Media Centre
Die Krishnastatue erhält einen neuen Platz mit Steinplatten, so dass man dort sitzen und meditieren kann

Auch das große Feld hinten bei den Bhakta Nivas Hallen wurde gerodet, ein Acker angelegt und ein Gewächshaus errichtet, anscheinend für Blumen, um die Tempel und das Samadhi zu schmücken. Nach drei Monaten Pause hat auch die Bäckerei aufgemacht, es gibt Brot, Buns, Sprossen, Popcorn und Pizza. Eine willkommene Abwechslung, nachdem die Samstagspizza in der Western Canteen wegfällt!

Die meisten Aschrameinrichtungen wie Western Canteen, Bookshops, Museen etc. sind weiterhin geschlossen. Das Gleiche gilt für die Schulen und Universitäten, derzeit findet der Unterricht teilweise online statt. Die Regierung von Andhra Pradesh sieht vage eine Eröffnung aller Schulen für den Monat September vor. Da die Schüler und Studenten von Swamis Bildungseinrichtungen aus allen Teilen Indiens kommen und es sich um Internatsschulen handelt, wird eine Wiedereröffnung mit großen Herausforderungen, was Quarantänevorschriften etc. angeht, verbunden sein.

Noch keine Öffnung des Aschrams in Sicht
Eine Öffnung des Aschrams wird in der näheren Zukunft wohl nicht geschehen, und es gibt auch keine offiziellen Informationen dazu, da es von der jeweiligen Situation und den Vorschriften der Regierung abhängt. Nicht nur in Puttaparthi und der näheren Umgebung steigen die Coronafälle an, sondern auch in ganz Indien. Man muss dabei natürlich auch die geringe Aussagekraft der Statistiken beachten: Von den über einer Million Fälle in Indien (gemessen an der Bevölkerungsdichte ist das nicht viel) sind ca. zwei Drittel genesen, und die Sterblichkeitsrate ist in Indien weiterhin gering. Andererseits ist auch offensichtlich, und man kann das vor Ort sehen, dass das Konzept von social distancing in Indien nicht funktionieren kann. Die Lebensbedingungen sind dafür nicht gegeben, außerdem ist soziale Distanz schlichtweg nicht Bestandteil der Kultur. Das bedeutet, dass bei jeder Lockerung der Bestimmungen und mehr Freizügigkeit die Fälle ansteigen, wie es jetzt schon geschieht. Man kann bei einer Öffnung des Aschrams nicht kontrollieren, woher die Besucher kommen, und wird das Virus erst einmal in den Aschram getragen, müssten erneut alle Einrichtungen geschlossen und desinfiziert werden. Die gegenwärtigen Bestimmungen der Zentralregierung sind für den Aschram nicht zu günstig, wie Verbot von Gruppengesang und Menschen über 65 sollten Tempel nicht besuchen. Bitter ist es vor allem für die Devotees draußen, die sehnsüchtig auf eine Öffnung des Aschrams warten; manche stehen vor dem geschlossenen Ganeshator, um wenigstens einen Blick auf den Aschram und den Ganesha zu erhaschen.

Das Leben im Aschram ist gut. Die Lockdowns im Dorf berühren uns insofern wenig, als wir im Prinzip seit Corona immer unter Ausgangssperre stehen. Wir dürfen nur zu bestimmten Zeiten am frühen Vormittag hinaus, müssen uns in ein Buch am Tor eintragen und den Grund unseres Ausflugs angeben. Wenn in der Liste vor mir bereits „newspaper, milk, vegetables“ etc. stehen, füge ich mich mit „bread and butter“, oder „mangos and bananas“ hinzu. „Come back fast!“ lautet die Anweisung des Torhüters. Die Zeiten werden eingetragen und außerdem wird beim Wiedereintritt in den Aschram mit der Fieberpistole, wie ich es nenne, die Temperatur gemessen, und seit neuestem auch der Sauerstoffgehalt des Blutes mittels eines Oximeters. Also gilt weiter: Lock down, lock in, go inside.

Ansonsten regnet es viel, es ist kühler und manchmal auch schwüler. Sowohl die Pflanzen- als auch die Tierwelt im Aschram gedeihen.

Mit vielen lieben Grüßen von hier

Dr. phil. Susan Boenke
Prashanti Nilayam

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