Pläne, Neuheiten und Lieblingsbücher

Zu Besuch im Sathya Sai Buchladen: Norbert und Uta Nicolaus aus Deutschland


Norbert Nicolaus ist 1. Vorsitzender und Verlagsleiter der Sathya Sai Vereinigung e. V. – er ist also verantwortlich für das Verlagsprogramm des Sathya Sai Buchzentrums in Steinfurt, das die Werke von und über Sathya Sai Baba im deutschsprachigen Raum herausgibt. Überdies kennen wir Norbert als Autor verschiedener Bücher und Herausgeber der Sai Briefe. Zusammen mit seiner Frau, der Kunstmalerin Uta Nicolaus, besuchte er Mitte Mai den Sathya Sai Buchladen in Aarau. Eine gute Gelegenheit zu einem informellen Gespräch über Pläne, Neuheiten und Lieblingsbücher. Das Gespräch mit den beiden zeichnete Werner Herren auf.


Planung: Was ist für dieses Jahr 2023 noch geplant?

Werner: Das Sathya Sai Buchzentrum Deutschland erlebt gerade schwierige Zeiten, weil der Sri Sathya Sai Sadhana Trust in Indien seine Copyrights an Bildern und Texten des Verlags der SSV widerrufen hat. Wie sieht es aus? Werden wir im neuen Jahr wieder einen Tischwochenkalender mit Bildern von Swami haben?
Norbert: Was den «Kalender» betrifft, können wir über die World Foundation in den USA auf Hunderte von Swami-Bildern in sehr guter Qualität zurückgreifen. Das heisst, wir geben Ende dieses Jahres wieder einen Tischkalender für das Jahr 2024 heraus, hauptsächlich mit Fotos von Swami, die noch keiner kennt. An Zitaten von Sai Baba, wahrscheinlich aus dem Buch «Weisheit der Bhagavadgita» oder «Botschaften für den Westen» mangelt es uns ja nicht. Also, der nächste Kalender ist gesichert.

Werner: Sind in diesem Jahr Neuerscheinungen geplant?
Norbert: Ja, ausser dem Kalender werden wir im Herbst das Buch von Howard Levin, «GOOD CHANCES» auf Deutsch herausbringen. Im Deutschen wird es den Titel «Die Chance deines Lebens» tragen. Howard war 1970 einer von 20 Westlern, die ein Jahr lang ganz eng mit Sai Baba zusammenleben konnten und von Ihm persönlich unterrichtet und angeleitet wurden. Er wurde Zeuge zahlreicher Wunder und erlebte tagtäglich die Allgegenwart, Allwissenheit und Allmacht von Swami. Zu dieser Gruppe gehörte damals auch Benno Wesener, Mitbegründer der Sathya Sai Organisation Deutschland. Bei zahlreichen Treffen hat uns Benno aus eigenem Erleben immer wieder erzählt, was Howard in seinem Buch über seine Erfahrungen mit Baba geschrieben hat. Das ist auch ein Grund dafür, dass wir dieses Buch herausbringen wollen.

Werner: Warum gerade dieses Buch?
Norbert: Es ist nach den Büchern «Und wenn es Gott doch gäbe?» von Milena Kunz-Bijno und «Die Süße des Göttlichen - Erfahrungen mit Sathya Sai Baba» von Maryam Smith, jetzt das dritte Buch in einer Reihe von Berichten über persönliche Begegnungen mit Sathya Sai Baba. Dabei hat Howard Levin (in dieser Gruppe von Westlern) Swami damals viel näher erlebt, als das anderen Devotees später je vergönnt war.

Werner: Auf dieses Buch werden sicher viele gespannt sein. Ist noch eine Neuerscheinung in diesem Jahr geplant?
Norbert: Ja, eine dritte Neuerscheinung, die wir dieses Jahr planen, ist wieder ein Sammelband von Aufsätzen aus den Sai Briefen über «Vergessene Mystiker». Das sind sechs bis sieben Aufsätze über chinesische Mystiker, die Mystiker der römischen Stoa und des Islam. Man könnte sie auch als «heidnische Mystiker» bezeichnen, denn aus damaliger christlicher Sicht galten die Römer, Chinesen oder Muslime ja als Heiden.


Neuheiten: Das neue Buch «Die Süsse des Göttlichen»

Werner: Vor kurzem ist «Die Süsse des Göttlichen» erschienen. Was heisst es für die Verlagsarbeit, ein solches Buch herauszubringen?
Norbert: Nun, es heißt vor allem «Arbeit», zumal die Personaldecke, wie man heute zu sagen pflegt, bei uns sehr dünn ist. Daher liegt jetzt alles in einer Hand: Lektorat, Übersetzung und Buchherstellung. Beim letzten Buch «Die Süsse des Göttlichen» von Maryam Smith hat es genau ein Jahr gedauert, bis das Buch gedruckt war. Einschließlich der amerikanischen Vorlage gab es vier Lesedurchgänge. Zum Schluss hat es dann noch meine Frau gelesen ...
Uta: (lachend) ... und noch ein paar Fehler gefunden.

Werner: Fehler?
Uta: Ja, z. B. war das Körpergewicht von Baba an einer Stelle mit 108 Kilogramm angegeben (alle lachen) ... es sind natürlich 108 Pfund – und kleinere Tippfehler.

Werner: Was hat Dich, Norbert, an diesem Buch von Maryam Smith fasziniert?
Norbert: Maryam hatte ihre erste Begegnung mit Sai Baba in den neunziger Jahren. Das war die Zeit, in der auch ich öfter in Prashanti Nilayam war. Sie berichtet von 3 Interviews bei Baba und beschreibt sehr überzeugend, wie sich ihr Leben durch die Begegnung mit Ihm allmählich verändert hat. Es ist faszinierend zu verfolgen, wie sich das abspielte.
Sie wohnt ja in Amerika, in San Francisco, und hatte dann diese Erfahrung mit dem Amrit in Mund und Kehle. Das war ein Wunder und eine Botschaft zugleich. Im Buch befasst sie sich immer wieder mit der Bedeutung dieses Amrit in der Spiritualität. Sie hat auch starke Träume und Visionen gehabt und schreibt über Sorgen und Ängste, oder fragt sich, wie sie sich verhalten soll, und ob sie noch einen Partner findet oder nicht. Und das alles kommt sehr authentisch auch zum Leser rüber. Das merkt man vor allem, wenn man selbst in Indien gewesen ist.
Sie schildert aber auch, wie sie überhaupt auf den spirituellen Weg gekommen ist: durch Georges I. Gurdjieff (1866–1949), den griechisch-armenischer Mystiker. Dieses Kapitel über ihren Weg wollte ich erst weglassen, aber dann habe ich mir überlegt, warum nicht auch das zeigen, wie eine Devotee früher gedacht hat ...

Werner: Ähnlich wie bei Dr. John S. Hislop, der, bevor er Baba kennenlernte, bei verschiedenen spirituellen Lehrern und Meister war. – Hast Du Maryam persönlich kennengelernt?
Norbert: Nein, das Buch wurde mir durch die Empfehlung eines Devotees «zugespielt», und so begann im März 2022 eine längere Korrespondenz mit der Autorin. Ich habe dann auch ihre Webseite besucht und ihre Bhajan-Interpretationen gehört. Und ich weiss, dass sie an einem neuen Buch schreibt.

Werner: Gab es noch etwas anderes, was Dich an diesem Buch beeindruckte?
Norbert: Ja, Sie schildert etwas, was viele Sai Devotees erleben, nämlich dass man sich mit seinen Erfahrungen oft einsam fühlt und selbst wunderbare Erlebnisse kaum jemandem mitteilen kann. Obwohl sie ein wahres Wunder erlebt hat, beschreibt sie das unglaublich bescheiden und vorsichtig. Sie ist dabei absolut authentisch und lässt den Leser an ihrem inneren Entwicklungsprozess nachvollziehbar teilhaben. Zugegeben: Ich könnte so nicht schreiben!
Uta: Mich hat auch fasziniert, wie sie in den Interviews mit Swami, recht forsch oder mutig war und anderen Devotees ein Beispiel dafür gibt, für sich selber einzustehen. Das fand ich einfach vorbildlich. Ich habe das Buch jedenfalls schon mehrfach empfohlen und auch verschenkt.

Werner: Baba hat sie ja auch mit der Frage provoziert, wo denn ihr Mann sei. Sie konnte nicht nachvollziehen, dass er, der Gott ist, nicht weiss, dass sie keinen Mann hatte.
Uta: Für mich auch berührend zu lesen, wie sie schließlich ihre Beziehung zu Gott wichtiger genommen hat, als eine weltliche Beziehung. Auch das ist ein wichtiger Aspekt in diesem Buch.

Werner: Was musst Du als Verlagsleiter bedenken, Norbert, wenn Du ein Buch wie «Die Süsse des Göttlichen» herausbringst?
Norbert: Also, die ersten beiden Fragen sind: Passt es in unser Verlags-Programm? Und besteht am Inhalt überhaupt Interesse in der mit unserem Verlag verbundenen Leserschaft? Dann gibt es noch sehr viele technische Fragen: Wie viele Seiten hat das Buch im normalen Format Din A-5? Was kostet die Herstellung? Wenn wir beim Verkauf für den Buchhandel bis zu 48% Rabatt einräumen müssen, dann bleibt nur wenig für den Verlag übrig. Daher muss man die Herstellungskosten sehr genau kalkulieren. Wir wollen ja mit unseren Büchern – verglichen mit anderen Verlagen – auf einem möglichst niedrigen Preisniveau bleiben und keinen Profit machen. Aber die Kosten müssen schon gedeckt sein. Das ist nur möglich, wenn alle Vorarbeiten in der Produktion und der Vertrieb ehrenamtlich geleistet werden.

Werner: Wer ist außer Dir noch an einem solchen Buch wie diesem beteiligt?
Norbert: Auf zwei Mitarbeiter im Verlag können wir nicht verzichten: Der eine ist Walter Kropp, unser Grafiker, der für das Layout des Textteils (Bildbearbeitung und grafische Elemente) und für den Umschlag verantwortlich ist. Seine professionelle Arbeite kann man vor allem in jedem Sai Brief bewundern. Der andere ist Werner Herzog, der Leiter unseres Buchzentrums, der mit seiner Verkaufserfahrung einschätzen muss, ob der neue Titel auch «ankommt», und welche Auflagenhöhe realistisch ist. Außerdem obliegt ihm der ganze Versand, ohne den das Buch ja keinen Devotee erreichen würde.
Letztlich ist auch noch der Vorstand der Sathya Sai Vereinigung e. V. zu erwähnen, der ja die Verantwortung über alle Produkte des Verlages hat und gemeinsam entscheidet, welche Veröffentlichungen für die deutschsprachigen Devotees und auch für potentielle Leser das Verlagshaus verlassen. Der Verlag gibt ja nicht nur Bücher heraus, sondern auch Musik-CDs, Videos und Hörbücher sowie die Online-Publikationen «Sprache des Herzens», «Sai Podcast Deutschland», das «Zitate des Tages», die Webseiten der SSSIO und des Buchzentrums usw. Das alles gehört zu unseren Verlagsprodukten.


Lieblingsbücher: Was sind die Lieblingsbücher des Verlagsleiters?

Werner: Norbert, Du hast ja selbst auch Bücher geschrieben oder herausgegeben, welches ist Dein Lieblingsbuch?
Norbert: Bis jetzt ist es der Bildband «Ort der Sehnsucht». Der ist mir sozusagen ein Herzensanliegen. Als ich eines Tages von einer Devotee mehr als 100 wunderschöne Fotos von Prashanti Nilayam und von Puttaparthi erhielt – alle mit einem hervorragenden Fotografenauge aufgenommen und für den Druck ausreichend hoch aufgelöst – war die Idee eines Bildbandes sofort da. Ergänzend dazu verfüge ich ja selbst über eine umfangreiche eigene Fotosammlung aus den Jahren seit 1981. Aber auch andere Devotees haben noch eigene Fotos beigesteuert.
An unserer eigenen Geschichte nehmen wir es wahr: Unsere Devotees werden immer älter und erinnern sich gerne an ihre Reisen zu Sathya Sai Baba. Das Buch ist wie ein Erinnerungsjuwel, und der Titel «Ort der Sehnsucht» spiegelte genau das wider, was viele der Leser noch heute empfinden.
Weiter konnten wir auf Texte aus den Sai Briefen seit 1982 zurückgreifen, in denen Devotees aufgeschrieben haben, was sie in Prashanti Nilayam und Puttaparthi erlebt haben. Aus diesen Texten habe ich etwa 100 Passagen herausgeschnitten, die zu den einzelnen Fotos passen und letztlich die Geschichte der letzten 40 Jahre widerspiegeln. Und Walter Kropp, unser Grafiker, hat sich die Mühe gemacht und alle 150 Bilder professionell druckfertig bearbeitet. Damit war er gut zwei Wochen ununterbrochen beschäftigt.

Werner: Weshalb hast Du gerade dieses Format gewählt, es fällt ja etwas aus der Reihe?
Norbert: (lacht) Ja, genau deswegen. Vorlage war ein anderer Bildband über Indien, den wir, meine Frau und ich, uns immer gerne angesehen haben. Dieses Format gab uns grössere Gestaltungsfreiheit, um Texte und Bilder miteinander zu kombinieren – oder einmal ein Bild großformatig über eineinhalb Seiten hinweg gehen zu lassen. Zuletzt liegt der Bildband mir auch deshalb besonders am Herzen, weil ich selbst entscheiden konnte, wie er aussehen sollte.
Uta: Das Buch «Gebete der Weltreligionen» solltest Du in Deiner Aufzählung nicht vergessen.
Norbert: Ja, das ist auch so ein Kleinod in der Aufmachung. Das Cover war übrigens Utas Idee – damals im Jahre 2000!
Uta: Und es wird gerne zur Kommunion oder Konfirmation verschenkt.
Norbert: Unsere Absicht war es, auch mal «über den Tellerrand zu gucken» und zu zeigen, dass in allen Religionen gebetet wird.
Ein weiteres Lieblingsbuch ist für mich «Kostbare Erinnerungen» von Diana Baskin. Es war gerade dieses Buch, das mich später noch einmal verstärkt zu Baba gebracht hat.

Werner: Ja, das ist auch ein Lieblingsbuch von mir. Ich bin erstaunt, dass es nicht mehr verlangt und gelesen wird.
Uta: Norbert, Du solltest «Sathya Sai Baba, Leben–Lehre–Werk» erwähnen, das später auch ins Englische übersetzt worden ist.

Werner: Es erschien 2012 nach dem Abschied von Swami und fand grossen Anklang.
Uta: Es ist entstanden, weil die Besucher auf der Frankfurter Buchmesse, auf der wir mit der Sathya Sai Vereinigung 2006 bis 2011 mit einem eigenen Stand vertreten waren, immer wieder fragten, ob es nicht etwas Kompaktes über Sai Baba zu lesen gäbe. Hier wird nicht nur Seine Lebensgeschichte ausführlich dargestellt, sondern ebenso Seine Mission, Seine Lehre und Sein Werk.

Werner: Was war für Dich, Norbert, die grösste Herausforderung bei diesem Buch?
Norbert: Da gab es eigentlich keine Herausforderung. Ich habe Zitate zusammengesucht, zwei grundlegende Ansprachen von Sai Baba und das Interview, das Er dem Reporter vom Blitz (einer grossen indischen Wochenzeitung) gab. Die Struktur des Buches ergab sich dann aus der Struktur Seines Wirkens und dem, was Seine Organisation nach außen darstellt.

Werner: Es liest sich so leicht. Als Leser spürt man bei diesem Buch, dass es von Dir mit sehr viel Liebe und Dankbarkeit geschrieben wurde.
Norbert: Na ja, die Menschen lesen es gerne und verschenken es auch Bekannten, denen sie Sai Baba nahebringen wollen. Im «Baba Basar» in Bad Meinberg, an unserem Wohnort, haben wir das Buch mehr als 80-mal verkauft, zumeist an Nicht-Devotees. Und zum großen Konzert in Wuppertal, wo 2017 die «Sai Symphony» vor 1.400 Besuchern aufgeführt wurde, haben wir in der Pause 160 Exemplare an die Besucher verschenkt.

Werner: Ja, es ist wie aus einem Guss und sehr informativ für Menschen die Sathya Sai Baba noch nicht kennen. Und es liest sich so leicht.

 

Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für dieses Gespräch genommen habt.

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