Anil Kumar hat über viele Jahre die Gespräche aufgezeichnet, die Sathya Sai Baba mit ausgewählten Studenten und Besuchern führte, um ihre Fragen und Zweifel zu klären.
Dieses Buch ist für uns als Orientierungshilfe gedacht, damit wir uns nicht in den Stürmen und im hohen Wellengang auf dem weltlichen Meer verlieren und unsere wahre Natur, unsere Göttlichkeit vergessen. "Ich hoffe sehr, dass auch andere Sucher in diesem Buch einen Leuchtturm sehen, der ihnen auf ihrer spirituellen Reise den Weg zeigt," schreibt Anil Kumar in seinem Vorwort.
Er wählt dafür die uralte Form von Fragen an den Meister und Erläuterungen des Meisters. Das Buch ist in drei Teile untergliedert mit den Titeln: Kultur, Der Gottsucher und Spirituelle Praxis. Es ist nicht einfach, mit einer kurzen Leseprobe der Reichhaltigkeit dieses Buches gerecht zu werden.
Frage 172: Swami! Gibt es den Tod? Gibt es Himmel und Hölle? Was ist das Leben?
Bhagavân: Es gibt keinen Tod. Es ist der Körper, der stirbt. Aber der Atman, der Bewohner des Körpers, ist unsterblich. Der Atman ist die ewige Wahrheit. Euer Glück ist tatsächlich der Himmel. Eure Not ist die Hölle. Beides findet ihr im Leben. Sie existieren nicht getrennt von euch. Das ganze Universum ist ein Baum mit Zweigen, Blättern, Blüten und Früchten. Der Mensch erwartet Blüten und Früchte und gibt dem Baum Nahrung, indem er seinen Wurzeln Wasser gibt. Es genügt, den Wurzeln einer Pflanze Wasser zu geben, damit auch die verschiedenen Teile der Pflanze Wasser bekommen, nicht wahr? Gebt ihr dem Stamm, den Zweigen und Blättern getrennt Wasser? Tut ihr das wirklich? Nein, das macht ihr nicht. Für diesen Baum, der das Universum darstellt, sind die Zweige die verschiedenen Länder und Staaten, die Blätter sind die Wünsche, die Menschen sind die Blüten. Die Wurzel ist unten und die Frucht oben. Die Wurzel ist Selbstvertrauen, während die Frucht Selbstverwirklichung ist. Der Saft in der Frucht ist Göttlichkeit. Heute gibt es keine Göttlichkeit, sondern nur Öffentlichkeit.
Frage 173: Swami! Die grösste Angst des Menschen ist die Angst vor dem Tode. Wie kann er sie überwinden?
Bhagavân: Der Mensch stirbt nicht an Krankheiten. Tatsächlich stirbt er aus Angst vor dem Tod. 98 Prozent aller Todesfälle gehen auf die Angst vor dem Tod zurück. Krankheiten sind zum grössten Teil psychischen Ursprungs und haben auch eine solche Wirkung. Überprüft einmal euren Puls und Blutdruck, wenn ihr aufgeregt, beunruhigt oder ängstlich seid. Da steigen die Werte über das Normalmass hinaus. So haben also Krankheiten grösstenteils ihren Ursprung in eurer Geistesverfassung.
Einmal kam die Göttin der Cholera in ein Dorf. Als der Dorfälteste sie sah, sagte er: "Mutter! Ich bin entsetzt, wenn ich daran denke, welche Verwüstung sich bald in unseren Dörfern abspielen wird. Ich frage mich, wie viele unserer Leute hier sterben werden!" Die Göttin antwortete: "Mein Sohn! Nicht alle werden von mir hingerafft werden. Nur fünf werden täglich sterben, das ist alles. Du brauchst nicht so sehr beunruhigt zu sein." Aber viele Menschen starben. Der Älteste dachte, die Göttin habe ihn belogen. Er wandte sich an sie und fragte: "Mutter, du bist eine Göttin. Wie kannst du uns so strafen, obwohl du mir etwas anderes gesagt hast?" Die Göttin der Cholera antwortete: "Mein Sohn! Keine Lüge ging über meine Lippen. Ich habe täglich nur fünf zu mir geholt. Für die anderen Todesfälle bin ich nicht verantwortlich. Sie starben nicht an Cholera. Sie starben aus Angst, das ist alles."
Ihr habt mich gefragt, wie die Angst vor dem Tod überwunden werden kann. Die Lösung ist einzig und allein Mut. Ihr solltet verstehen, dass der Tod irgendwann unvermeidlich ist. Erkennt, dass es keine Ausnahmen gibt. Wenn ihr mutig genug seid, dieser Wahrheit ins Gesicht zu sehen, schwindet die Angst vor dem Tode.
Frage 175: Swami! Wie können wir Glückseligkeit erlangen?
Bhagavân: Es ist schade, dass sogar im spirituellen Bereich so mancher verwirrte und verstörte Mensch zu finden ist. Obwohl er sich in einem Ashram oder einem spirituellen Zentrum befindet, erfährt er Leid (shrama). Es ist eine Schande, wenn sich jemand "Devotee" nennt, ohne irgendein Detail der Lehre zu praktizieren, um seine Transformation zu bewirken. Das Leben eines Devotees sollte rein, ruhig, friedlich, bindungsfrei sein, und er sollte sich nach Wissen und der Selbstverwirklichung verzehren. Zahllose Wünsche, bedeutungslose Sorgen und Ängste, ob man all das bekommt, was man in Wirklichkeit gar nicht verdient, sind Hindernisse im spirituellen Leben. Viele haben an göttlicher Glückseligkeit nicht teil. Die Bindung an den Körper verschlechtert alles.
Vier Eigenschaften sind ausserordentlich wichtig, um göttliche Glückseligkeit zu erlangen: Kontrolle der äusseren und inneren Sinnesorgane (shama-dama), Zufriedenheit (tripti), Selbstprüfung (vicarana) und gute Gesellschaft (satsanga). Sie schenken dem Sucher göttliche Glückseligkeit. Ihr müsst wissen, wo diese höchst kostbare göttliche Glückseligkeit im menschlichen Körper zu finden ist, der selber vergänglich und weniger wertvoll ist als der Geist (spirit). Der Körper setzt sich aus zwei Eimern Wasser, einem Eimer Kalk, dem Eisen von 4 fünf cm langen Nägeln, dem Blei von sechs Bleistiften, dem Phosphor von 920 Streichhölzern und dem Fett von vier Lux-Seifen zusammen. Darin ist der göttliche Funke eingebettet. Göttliche Glückseligkeit kann durch die Erforschung, Verwirklichung und Erfahrung des innersten Kerns dieses Körpers, d.h. des Atman, erreicht werden.